Dresden. Im vergangenen Jahr sind im Freistaat mindestens 24 Personen ertrunken. 21 Todesfälle ereigneten sich darunter in Flüssen, Bächen, Gräben, Seen und Teichen. Diese Zahl wurde von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft mit ihrer Gesamtstatistik der Ertrinkungsunfälle zum 21.02.2018 veröffentlicht. „Der Sommer 2018 war ein Rekordsommer. Die vielen Sonnenstunden und hohen Temperaturen beweisen das. Der DLRG Landesverband Sachsen e.V. kann stolz auf die Einsatzkräfte und Wachgänger in den sächsischen Gliederungen sein. Die Ertrinkungszahlen zeigen, was für eine gute Arbeit jeder einzelne Rettungsschwimmer leistet.“, so Andreas Lorenczat, Präsident des DLRG Landesverband Sachsen e.V..
Wie der Statistik entnommen werden kann, ereigneten sich die meisten der tödlichen Badeunfälle an ungesicherten Badestellen. Man spricht hierbei von 88%. „Gerade unbewachte Gewässer können heimtückisch und gefährlich sein. Wie in den verschiedenen Statements durch den DLRG Landesverband Sachsen e.V. übermittelt, erkennt ein Laie das Gefahrenpotential stehender und fließender Binnengewässer nicht auf Anhieb und unterschätzt die Höhe der Gefahr, in der er sich befindet, sowie er das Gewässer zum abkühlenden Spaß nutzt.“, so der Landesgeschäftsführer und aktive Rettungsschwimmer, Sebastian Knabe.
Die Zahl der Ertrunkenen hat sich zwar um knapp 30% im Vergleich zum Vorjahr gesenkt, „Dennoch gibt es für die DLRG im Freistaat Sachsen weiterhin viel zu tun. Wir werden weiterhin alle Versuche unternehmen, die Binnengewässer flächendeckend absichern zu können. Und hier sehen wir alle Akteure im Freistaat Sachsen in der Pflicht, nachhaltig in die Sicherheit von Wasserflächen zu investieren. Egal ob bewachte oder unbewachte Stelle!“, so der Technische Leiter Oliver Mohr. „Es nützt den Eigentümern von Wasserflächen nichts, einfach nur ein Schild – Baden auf eigene Gefahr – oder – Baden verboten. Eltern haften für Ihre Kinder – aufzustellen. Es gibt die gesetzlichen Verkehrssicherungspflichten! Diese hat ein Jeder verbindlich einzuhalten und nach bestem Wissen und Gewissen umzusetzen.“, so Sebastian Knabe weiter. Der Freistaat Sachsen verfügt über 34 Badegewässer in Form von Seen, die EU-Vorgaben erfüllen. Auf Grundlage des statistischen Jahresberichtes werden gerade einmal 15 Freigewässer seitens der DLRG Organisation im Hoheitsgebiet Sachsen abgesichert. In Einem sind sich die Wasserwacht des DRK Landesverband Sachsen e.V. sowie der DLRG Landesverband Sachsen e.V. einig: „Vieles ist in Deutschland überreguliert. Bei der Wasserrettung ist es zu wenig. […] Aber wichtig wäre, dass man wenigstens an Hotspots eine Absicherung hat. Und die müssen staatlicherseits geregelt sein.“, so Michael Birkner, Mitgliedes des Vorstandes und Landesleiter Wasserwacht des DRK Landesverband Sachsen e.V. in einem Interview mit Jens Eumann, erschienen am 23.07.2018 in der Freien Presse.
Viele der Sächsinnen und Sachsen sehnten sich bei schönstem Wetter und hohen Temperaturen nach Abkühlung und Badespaß. Es ist auch logisch, in Anbetracht der hochverzeichneten Besucherzahlen von Freibädern, dass sich die Bürgerinnen und Bürger nach anderweitigen Möglichkeiten umgeschaut haben. Im Geschlechtervergleich führen weiterhin Männer die Ertrinkungsstatistik an. „Viele Herren der Schöpfung unserer Zeit überschätzen sich und Ihre Kräfte selbst. Sie versuchen andere Personen in Ihrer Umgebung von Können und Ihrem Mut zu beeindrucken. Dabei merken Sie nicht, wie aus Mut Leichtsinnig werden kann und mit dem gespielt wird, was dem Menschen das Liebste ist: Sein eigenes Leben.“, so Andreas Lorenczat. Gerade wenn der Genuss von alkoholischen Getränken hinzukommt, wird es nicht nur gefährlich für einen selbst, sondern man stellt in diesem Moment – leichtsinnig - auch eine Gefahr für Badegäste dar, die Notfalls ihren Eigenschutz in einer eventuellen Hilfeleistung aufs Spiel setzen.
Im Altersklassenvergleich ist sichtbar, dass Personen über dem 50. Lebensjahr weiterhin als Risikogruppe angesehen werden können. Grund hierfür ist die im Alter nachlassende körperliche Belastbarkeit. „Wenn man mit 18 Jahren noch 20 km Langstrecke schwimmerisch hinter sich lassen konnte, so bedeutet dies nicht, dass man dies auch noch mit 50 Jahren realisiert bekommt. Die körperliche Fitness und Belastbarkeit werden mit zunehmendem Alter geringer. So negativ wie diese Aussage klingen mag, so sollte man sich dies dennoch bewusst machen!“, so Sebastian Knabe. Gegenteilig sieht die Statistik hingegen im Bereich Kinder und Jugendliche aus. Der Freistaat Sachsen hat hier eine gute Stellung, vor Allem aber schulpolitische Regelung. Im Lehrplan der Grundschulklassen ist der Schwimmunterricht noch verpflichtender Bestandteil des Sportunterrichtes. Trotz dieser verpflichtenden Regelungen streichen Schulen den Schwimmunterricht aufgrund fehlender Hallen- und Schwimmbäder in der näheren Umgebung. „Besonders im ländlichen Raum und in den kleineren Gemeinden werden Schwimmbäder rar.“, so Sabine Zimmermann, Bundestagsabgeordnete der Linken in einem Interview mit Andreas Dunte, erschienen am 10.08.2016, 09:51Uhr auf dnn.de.
Aufgrund dessen hat der DLRG Gesamtverband eine Petition zum Erhalt der Bäderlandschaft gestartet. Mindestens 50.000 Unterschriften sind das Ziel, damit diese direkt an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags weitergereicht werden. Alle weiteren Informationen dazu unter
Seit Jahren kritisiert die DLRG immer wieder vehement die sich verschlechternden Rahmenbedingungen für die Schwimmausbildung. Immer mehr Schwimmbäder schließen oder werden in so genannte Spaßbäder umfunktioniert, in denen an Schwimmausbildung nicht mehr zu denken ist. In der Folge werden Wartezeiten für Schwimmkurse länger. „Wir müssen Bäder erhalten, Bäder bauen und nicht wegrationalisieren. Schließungen gehen zu Lasten der Wassersicherheit der Bevölkerung und bezahlbarer sozialer Angebote“, mahnt Achim Haag, Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Die möglichen Folgen sind schon jetzt absehbar: Bundesweit rund 60 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer. Bereits 25 Prozent der Grundschulen haben keinen Zugang mehr zu einem Schwimmbad – oder müssen zum Teil lange Wege auf sich nehmen.